Myrrhe


Es duftet noch nach dir, meine Geliebte.
In meinen Träumen, in meinen Räumen,
an allen Griffen und Säumen.
Selbst an den Ecken und Kanten,
die nichts von dir wussten,
die dich vorher nicht kannten,
entatmet sich Myrrhe
mir entgegen, zum spöttischen Gruß.
Überall tropft es, von Riegel und Schnur.
Ich weine, rase voll Sehnsucht umher,
doch von dir keine Spur.

 
Bild: bed-2539993_1280 (Quelle: pixabay.com)

Ich bin schon ganz kirre,
meine Freundin, meine Taube.
Ich wirre, ich irre,
harre des Nachts in lauschiger Laube,
durchkämme Täler an brennenden Tagen.
Den Wächter der Stadt hab' ich erschlagen –
er roch noch nach dir.
Er hatte Myrrhe an seinem Kragen,
doch er wollte nicht sagen,
wo er dich versteckt.
Deinen Mantel nahm ich zu mir.

 
Bild: cobblestones-3714648_1280 (Quelle: pixabay.com)

Wie soll ich jemals vergessen, meine Geliebte,
dein fülliges Wellen,
dein entblößendes Stellen,
unser Strömen und Schwellen?
Das Fallen der Hüllen,
so leise und sacht.
Ach, dein blickendes Füllen
im Tau jener Nacht
hat mich der Erde entsetzt,
mich mit Myrrhe benetzt
und mir den Himmel gebracht.

 
Bild: woman-5726207_1280 (Quelle: pixabay.com)

Hier bin ich nun, einsam, verletzt,
an deine Schönheit gebunden,
vom Verlangen gehetzt.
Doch du bleibst verschwunden,
versteckt in den verzweifelten Stunden,
in denen ich suchte, nicht fand,
in denen kein kosendes Band sich wand
zwischen uns beiden.
Meine Seele ist außer sich.
Zeige dich,
warum lässt du mich leiden?

 
Bild: universe-4559726_1280 (Quelle: pixabay.com)

11.08.2025  ↑    



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© WolfgangJohannesWelk ( wjw@reimquelle.de )

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