Der Pornograph


Der Pornograph bedarf
am Tage sehr viel Schlaf.
Selbst sein Morgengrauen
kann ihn nicht erwecken,
zu toll tobt noch der Bilder Fülle wilder Traum
als bittersüßer Nachgeschmack.

  Bis tief ins Tagwerk noch hinein
verfolgt ihn ungezügelt ihre Macht.
Er will nicht mehr, er hasst sich sehr,
doch immer wieder,
heimlich, still und leise
beginnt ihr Sog
mit immer gleichem Kreise.

  In Dunkelheit erwacht sein Docht
endlich der Einsamkeit entwachsen
fest versteift in flinker Hand.
Darunter hängen liebesglockengleich
immer leere Tränensäcke
voll von Traurigkeit.
Lässt sich das Feuer jetzt entzünden?

  Nun rasch, es juckt an allen Lenden,
ein Vorbild ist nicht schwer zu finden.
Hoch zu loben sind der Technik Gaben.
Nichts kann den Entschluss mehr wenden.
Schnell die Scheibe in des Spielers Scheide
und sogleich entlockt der Blueraygott
ihr die heißen Farben.
Hier kann man unerblickt,
textilfrei, unerhört,
wirklich alles haben.

  Die Flut schwillt an,
es steigt der Druck.
Der Docht wächst über sich hinaus.
Sein Streben bringt die Gischt zum Toben.
Heraus, hinein,
entfesselt sind die Urgewalten,
hinein, heraus.
Der Damm droht sich zu spalten,
hinein, hinein.

  Schon rieselt es aus allen Ritzen,
nichts kann es jetzt mehr halten.
Feuchtes ächzt in allen Schlitzen,
unendlich wallt das Fließen
und dann im Donnerschrei,
der ganze Wille schwerelos
in einem Augenblick,
will alles Glück zusammenfließen,
muss alles sich im Fleisch ergießen.

  Auf dürres Land strömt es nur ein
und schon bald erkennt der Delinquent:
Es war ein Schuss ins Leere.
Für seinen Durst war diese Flut
nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Frust und Wut treibt ihn
ihn sich hinein und dann
zurück ins Schwere.

  Der Abspann ist doch immer gleich:
Der Spieler schiebt die Scheibe aus der Scheide,
wie ist die Hülle abgegriffen,
im Innern gähnt ein schwarzes Loch.
Der Docht ist klein und bleich
und voller Trauertropfen.
Wie soll auch dieser kleine Tropf
eines Menschen Sehnsucht stopfen?

1.01.2011  ↑    



nach oben
 
© WolfgangJohannesWelk ( wjw@reimquelle.de )

Alle im Webauftritt Reimquelle.de die publizierten Texte sind urheberrechtlich gesch tzt.
Vervielf ltigung, Verbreitung und jede Art kommerzieller Verwertung bedarf der schriftlichen Zustimmung des Autors.

Bildquellen: pixabay.com und Wolfgang Englmaier.
Icons: Winter Icons erstellt von Freepik - Flaticon