Ich seh' so gerne fern


Ich seh so gerne fern,
weil ich dann alles
aus der Ferne seh'.
Das mag ich gern und
tut nicht weh.

  Mörderketten sägen
blutverzierte tote Torsos
schlitzen sich in Scheiben.
Messer martern wutverschmierte
Schädel. Leiblos abservierte
hohle Geister treiben
spitze Splitter in die weichen
höhlen Augen,
Stümpfe, wo an Gedärm und Niere
kreischende Vampire
aus halbverwesten Leichen
die letzten Lebenstropfen saugen.

  All dies sehe ich mit sehr viel Herz
flimmerfrei und ohne Schmerz.
Nur manchmal fährt's mir in den Rücken,
soll ich nach vorn zum Bier mich bücken.
Und hab ich irgendwann
genug vom rünst'gen Triefen,
schalt ich um –
es gibt zum Glück Alternativen:

  Lange Lanzenlatten stoßen
stöhnend laut mit viel Gebums
ungebremst hinein, hinaus –
am Schenkelfleisch schon lange
wundgerieben,
wird unermüdlich noch,
der spitze Pfahl getrieben
in soviel unverschämte Lippen,
die immer kirschrot
auf und nieder wippen.

  Wenn auch solch Kraft mit eregiert,
steh ich dennoch distanziert,
schwör' stock und steif auf den Erguss
aus meiner Flimmerröhre...
den ich mit keinem teilen muss.
Nur eines trifft mich ungemein,
ich kann es kaum verwinden:
Nach Sendeschluss bin ich allein,
kein Sender kann mich finden.

  Trotz all der Spannung
und der heißen Vögelein
fühl ich mich
letztlich wie das letzte Schwein.
Bis morgen,
dann bin ich wieder auf dem Damm:
Nach hartem Alltag, brauch ich ...
Vollprogramm.

3.07.2011  ↑    



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© WolfgangJohannesWelk ( wjw@reimquelle.de )

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