Es treibt verwaist im Plasmastrom frank und frei ein Elektron. Es ist ganz ungebunden und schwingt seit vielen Stunden vor seinem Ion frech auf loser Bahn. |
Das Ion ist total geladen. Es will sein Elektron jetzt endlich wiederhaben und spricht gereizt im scharfen Ton: "Du mein liebes Elektron! Fall' zurück in deine Position und schenk uns beiden noch als Lohn ein Photon aus Auroras Gaben." |
Das Elektron meint ganz gelassen: "Das könnte dir so passen. Versuch mich doch zu fassen. Ich spinn' doch nicht und kehr zurück in deinen Bann, wenn ich frei im Plasma treiben kann. Der Iter ist mein Äther hier, ich habe längst genug von dir." |
Das Ion seufzt: "Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich mein Teilchen nur verlieren? Jetzt ström' ich ohne Halt und Spaß durch dieses ultraheiße Gas. Ich bin doch nur ein Tritium. Die Mutter war ein Lithium. Wie mühsam hat sie mich erbrütet, mit Neutronen mich so reich vergütet und alle gaben Gott ein Lob für solch ein schönes Isotop. |
Ich weiß nicht wie, nicht mehr warum, man steckte mich in dieses Vakuum und begann, um mich völlig zu verdrießen, mich mit Fremdatomen zu beschießen. Ich hatte Angst, der Zorn war groß! Da bekam ich unerwartet einen Stoß. Der kam von dem Deuterium, das bekanntlich träg' und dumm. Das haute mich fast völlig um. Ich nahm's ihm krumm und schlug zurück und in der Hitze des Gefechts entkam mein Elektron nach rechts. |
Noch nicht genug, ob all der Pein, sie fingen an mich anzuspeien mit Mikrowellen aus der Kurzdistanz. Das brachte mich in Resonanz und ganz und gar zum Kochen. Mir sprengte es die Knochen – äh, ich meinte meine Quantenzahl und man beschädigte noch obendrein mein Orbital. |
Ich kotze gleich, mir ist so ungewöhnlich! Herr Tesla, das nehm' ich ihnen sehr persönlich. Das Magnetfeld ihrer Spulenkerne schüttelt mich, mir kreisen Sterne. Ein Wirbelstrom, er zerrt und reißt mich hin und her, ich seh mein Elektron nicht mehr. Der Jetstrom will mich aus dem Plasma schlenzen, oh wie hass' ich diese Turbulenzen." |
Wehmütig blickt das Quantenteilchen in die Ferne noch ein Weilchen. Es sieht sein Elektron am Plasmazont verschwinden. "Werd' ich dich jemals wiederfinden, dein zartes Minus in mein Potentialloch binden?" Siedend heiß fällt's dann dem Tritium ein: "Das wird noch nicht das Ende sein? Der Forscher dort in seiner Gier will nur Energie von mir und freut sich noch ob meiner Pein. Ich ruf' den Quantenschutzverein! |
Ich weiß schon, was der Nerd im Schilde führt, womit er die Gemeinheit kürt. Ich soll mich mit dem Deutrium vereinen, um dann als Helium zu erscheinen. In wilder Ehe soll ich leben und einen Teil von meiner Masse geben. Er zwingt mich gar den Coulomb-Wall hinaufzuklettern trotz Blitzen, Wirbelstrom und schlechten Wettern. |
Ich soll dabei noch einen Tunnel finden, um die Coulomb-Kraft zu überwinden. Egal wie, ich muss dem dummen Deutrium nur genügend nahe kommen, alles and're würde dann von der Kernkraft übernommen. Die Gluonen zögen uns in ihren Bann und wir wären Frau und Mann. So ein Quark! Mein schönes Neutron müsste mich verlassen und energiegeschröpft durch das Entmassen würd' ich als Edelgas in einen Ballon passen, um auf dem Jahrmarkt Kinder zu bespaßen. |
Nicht mit mir! Eher fang ich an, mich zu entgrenzen und führ' mein Leben in den Turbulenzen. Ja, kann ich mein Elektron nicht mehr bekommen wird laminar nicht mehr geschwommen. Dann muss die Wissenschaft dafür bezahlen mit ungelösten Diff'rentialen und mit endothermen Reaktionen, die sich bekanntlich ja nicht lohnen. |
Ja, die Wissenschaft, sie ist das wahre Übel. Warum beschießt man so penibel den Wasserstoff mit Mikrowellen oder lässt Atome in das Plasma schnellen? Kein Wunder, dass da alle aneinander prellen und Elektronen aus der Fassung quellen. Dieser Überschuss an Energie führt doch zu nichts, nur zur Elektonenanämie. |
Ich hab' die Faxen richtig dicke. Ich seh' nicht ein, dass ich das Deutrium ficke nur für ein paar Megawatt und dass durch meinem Höhepunkt am Ladungsberg die Forschung n'en Orplasmus hat. Da bleib' ich lieber unerregt und schnapp' mein Elektron, wenn es so ladungsschön an mir vorüber fegt." |