Natürlich


Natürlich können wir den Spiegel
zerschlagen, verkratzen
mit Schaumschlägern, Kunstkeulen,
Denkdornen, Luststacheln.
Wir können das tun,
es steht uns'rer Macht,
unsere Losigkeit lässt das zu.

  Es steht uns frei,
auf den Scherben zu tanzen,
unser Spiel auf ihnen zu treiben
tanzend und torkelnd
immer wieder selbst
im Zerbruch uns zu baden,
uns zu freuen
über die vielen, blinden Stellen,
das trübe Bild,
die mangelnde Tiefenschärfe
und die unpassende Form,
unsere Losigkeit lässt das zu.

  Natürlich können wir,
wenn der Spiegel erblindet ist,
uns dem Neonlicht unterwerfen,
uns darin farbenfroh bis zur
völligen Dunkelheit fortfeiern,
uns die Scherben ins Fleisch treiben
ohne echten Schmerzgewinn,
unsere Losigkeit lässt das zu.

  Ja, wir können den Spiegel zerschlagen,
jeder den Seinen bis zur Unkenntlichkeit.
Fernab vom Sein und Sinn,
unsere Losigkeit lässt das zu.

  Aber den Spiegel
ficht dies' Dunkel nicht.
Ist er doch im Grunde,
an uns'rem kalten Herz
erstarrtes Leben,
aeonenhart.

12.03.2011  ↑    



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© WolfgangJohannesWelk ( wjw@reimquelle.de )

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