Schwarze Witwe


Unglaublich ist doch die Geschichte,
von der ich heute hier berichte.
Ich erzähle sie aus zweiter Hand,
weil ich bei mir noch nichts dergleichen fand.
Allein vom Hören litt' ich schon so viele Stunden,
derart schrecklich hab' ich's nachempfunden.

  Herr Maier, dem dies' Unglück widerfuhr
ist sicher eine wahre Frohnatur.
Sonst hätte er wohl dies Malheur
nicht überlebt, doch bitte sehr,
hier ist das schreckliche Geschehen,
wer's glauben kann, wird's auch verstehen!

 
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Ach, eines muss ich noch erwähnen,
ich schwor's Herrn Maier unter Tränen,
es keinem Menschen zu erzählen,
es würde ihn sonst zu sehr quälen.
Zu groß schien ihm die Peinlichkeit
vor allem ob der Sittsamkeit.

 
Bild: cat-3602557_640 (Quelle: pixabay.com)

Von daher müssen sie mir schwören,
sofort mit dem Lesen aufzuhören,
falls sie es nicht lassen können
Maiers Missgeschick einer Freundin oder Freund zu nennen.
An einem Freitag war's so gegen vier,
da sprach er folgendes zu mir:

  "Neulich, ich erzähl' es dir einmal,
obwohl es peinlich,
erlitt ich eine solche Qual,
die schmerzte so unheimlich,
stieß mich tief ins Tränental
und hinterließ mein Mannsein schrecklich kleinlich.

  Auf Reisen war's in Afrika,
Anette war dabei.
Die Tierwelt war so wunderbar
unsr'e Liebe leicht und frei
Ja, sie war wie ein wilder Jaguar
und verschlang uns alle Tage wieder neu.

  Dann aber glich es einem Infernal,
als mitten im Verkehr
mich biss in's aufgeregte Genital
die schwarze Witwe ohne Gegenwehr.
Das war beileibe nicht banal, es war fatal!
Weiß Gott, wo kam die Witwe her?

 
Bild: sleep-839358_640 (Quelle: pixabay.com)

Ich dachte noch: "Sie will nur blasen",
doch Pustekuchen,
mit ihr war nicht zu spaßen.
Sie wusste wie den Wunden Punkt zu suchen.
Es brannte so dermaßen,
ich schrie wie die Eunuchen.

 
Bild: person-802502_640 (Quelle: pixabay.com)

Der Schmerz ist schwerlich zu beschreiben,
letztlich war er unerträglich.
Es half kein Spucken, auch kein Reiben.
Es brannte so unsäglich,
mir schien's er würd' für immer bleiben
und mein Kleiner schrumpfte schnell und kläglich.

  Wild wand ich mich im Bette,
mir triefte Schweiß und Speichel.
Es war, als ob sich eine Eisenkette
fest vergrub in meiner Eichel.
Verzweifelt rief ich die Anette
und brüllte: "Bitte blas' und streichel".

 
Bild: venice-2671710_640 (Quelle: pixabay.com)

Doch Anette blickte unentschlossen
ob dem was mir geschah.
Währenddessen blickte ich verdrossen
auf das, was bisher Quell der Freude war.
Ja, mein edles Teil schwoll wie feuchte Bambussprossen,
bis ich zuletzt die Knolle sah.

 
Bild: cabbage-3838792_640 (Quelle: pixabay.com)

Anmerkung:
Hier hat Herr Maier die Details nicht weiter ausgeführt.
Zu schmerzlich war der Anblick wohl.
Er meinte nur total berührt:
"Zuletzt glich er 'nem Blumenkohl."

  Mir stand nur noch der Atem still
vor Scham und Schmerz.
Ich hörte nur noch wie ich brüll':
"Anette lach' doch nicht, das ist kein Scherz,
hast du denn kein Mitgefühl,
der Anblick bricht ein Männerherz!"

 
Bild: woman-1031000_640 (Quelle: pixabay.com)

Mehr drang nicht mehr an mein Ohr,
ich sank in ihre Arme hin,
als mein Bewusstsein mich verlor.
Mir träumte wirr und ohne Sinn,
ich sänge jetzt im Knabenchor,
da ich ja kein Mann mehr bin.

  Als ich dann im Krankenhaus erwachte
heilfroh und schweißgebadet,
sprach der Arzt zu mir ganz sachte:
"Der Spinnenbiss hat kaum geschadet,
nicht schön ist was das Tierchen da vollbrachte,
letztlich waren sie umgnadet".

 
Bild: doctor-1149149_640 (Quelle: pixabay.com)

"Ein kleiner Wermutstropfen bleibt zurück:
Ein Jahr lang nicht mehr eregieren,
auf keinen Fall ein Liebesglück,
sonst muss ich amputieren,
das wär's dann mit dem besten Stück,
sie können's nur verlieren."

  Anette hat mich darauf hin verlassen,
unerträglich schien es ihr
ein Jahr kein Glied mehr anzufassen.
Ich sagte noch: "Ich wart' auf dich und steh' doch in der Tür!
Jedoch für sie war's nicht zu spaßen,
wenn ich sie nicht mehr stimulier'.

 
Bild: blue-eyes-237438_640 (Quelle: pixabay.com)

Das Jahr verlief im Schneckengang,
war oft im Kummer und im Wahn,
denn das Witwengift verstärkt den Fleischesdrang,
doch mein Blumenkohl blieb stets vegan
und widerstand dem Paarungszwang.

  Nach einem Jahr war ich erlöst
und hab' ne' heiße Frau getroffen.
Als sie sich dann vor mit entblößt,
sagt sie mir frei und offen,
dass ihr Mann im Grabe döst,
er hätt' zu viel gesoffen.

 
Bild: girl-1284192_640 (Quelle: pixabay.com)

Sie ärgerte sich immer schwarz dabei
und könne darum nicht trauern,
obwohl sie eine Witwe sei.
Dies' Wort ließ mich erschaudern,
ich floh halb nackt mit viel Geschrei.

 
Bild: statue-3444468_640 (Quelle: pixabay.com)

Anmerkung:
Herr Meier zog mich zu sich her,
der Blick entgeistert, wirr und leer,
so meinte er:
"Schmerzlich musste ich's erfahren,
mit schwarzen Witwen ist's sich nicht gut paaren.
Ja, wenn dich 'ne schwarze Witwe fickt,
sei froh, wenn dich der nächste Tag erblickt".

 
Bild: black-widow-spider-949399_640 (Quelle: pixabay.com)

Diesen Rat, aufgrund von Leiden,
sollten wir uns hinter beide Ohren schreiben.
Darum, bevor du mit jemand in die Kiste steigst
und ihm/ihr das Beste deiner Seiten zeigst,
zähl' die Beine, denk an Maier, seine Pein,
nimm alles in den Augenschein,
es könnte eine Schwarze Witwe sein!

 
Bild: woman-1045402_640 (Quelle: pixabay.com)

19.11.2019  ↑    



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© WolfgangJohannesWelk ( wjw@reimquelle.de )

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