Kindheitserinnerungen


De Christl hod, ihr wisst's es scho,
drei Kinda und an braven Mo.
De alle hod se g'hegt und pflegt,
hod g'rackert, gossen, viu bewegt,
hod bibbert, bügelt, g'werkt und bangt,
hod se vaschwendt,
bis jedes Pflanzal is am End
guad in sei Leben einegrankt.

  Das des ganz sche miahsam is,
des woass ma ois Kind erst gwieß
wannst saiba a paar Sprossen hast
und bei der Aufzucht Haar und Federn lasst.

  Natürlich hod d'Mama des von Herzn gmacht,
mit ruhiger Hand und meistens sacht.
Nur i hobs öfters mit mei'm schlecht' Notkarma
auf'd Palme bracht, des war a Drama.
Ausserdem war ihr bald klar,
dass ihr Sohn – das kam vom vielen Zitherspiel –
musikalisch wohl ein Wildschwein war.

  Aber gemach, gemach,
immer schee der Reihe nach.
Denn jetzt wearn diam vorgetragen, veilgeboten
Kindheitsfunken, Annektoten
Peinliches und ein paar Zooten
um ar dem Letzen zu beweisen:
de Mama is ein heißes Muttereisen.

  Gefühlt is de so lang no gar ned her,
d'Mama sogt, geh Wolfgang hör,
sei a liaba, brava Bua
und mach mit mia a Radltour.
Zur Maria fahrn mia jetz um Zwoa
und hoin uns paar frische Oa
weil i damit an Kuacha back
und eh i gschaut hob zack, zack, zack,
bin I im Radlsitzal gsitzt
und d'Mama is nach Seebach spritzt.

  Bis Piadling war der Spaß no groß
doch vor Nilling ging des Unglück los.
Damois war des Kindersitzen
am Lenker vorn, nur mit zwoa Stützen
für de Fiassal flink und frei.
A Reama mog woi g'wesen sei
doch wia öfters auf da Woid,
kimmst manchmoi vor, dass ebbas void.
Ich woas genau no wia i denk:
"was woi passiert wenn i vasenk
mein Fuass in Mamas Speichenkranz,
a bissei nur, woaß Gott ned ganz".

  Mei hod's uns do übernanda geschmettat,
auf'n Beton san ma brettert
und vor Schock und zwecks de Staona,
hob i denkt: " jetzt kannt i woana".
Aar da Mama war ned recht zum Spassen,
so hod se no nia ein Rad verlassen.
Doch Gott sei dank is nix passiert
nur des Radl lag krepiert
auf da Strass und ganz vabogen –
nix war broacha, ungelogen.
Zum Trost hod sie mir no a Eis vasprocha
und g'sogt:

  Lieabs Dummal, mei Kloana,
jetzt mach doch koa Gschroa
wia konnst nur de Fissal,
in de Spoacha nei doa.
Hör' auf zum woana
und g'frei de oiasdann,
dass mia zwoa ned,
mit'm Moped g'fahrn san.

  Ois Kind, des is doch gar koa Frog,
war da Geburtstag a besondrer Dog.
Wisst's es no ihr oidn Leid,
kanz narrisch hod ma se drauf gfreid.
Aufg'regt war ma doglang scho davor
und war's so weit dann gab's a Gschroa
und is zur Mama in da früah glei grennt
gspannt auf's Geschenk und ob
am Kuacha om a weiters Kerzal brennt.

  Ja, an Geburtsdog hod de Mama nia vagessen,
der is ihr imma heilig gewesen.
Imma gab's wos guad's zum Essen
und a Torten saiba bacha,
schee vaziert mit siasse Sacha
und öfters gab's beim Englmaia
zum Geburtstag ar a Feia.

  So is's ae an mein Zehnt'n g'wesen,
die Gäste war'n ganz auserlesn.
Da Gerlei und da Hopfei ohne Furcht und Adel,
d'Heia, d'Sigrid und no andre Madl.
Sogar de Tochter von da Lehrerin
kam mir beim Laden in den Sinn.
Die Feier war um 15 Uhr
was tut ein Bub bis dahin nur?

  Gott sei dank kam der Franz Scharer
und des war ein Odlfahrer.
Der kam zur Freude füa den Buam
und leerte unsre Jauchegruam
mit seinem Sauger in den Tank
und fuhr des Zeig, des roch und stank,
nach Piatling auf ein Feld ois Dünga.
Ich half dabei als Jauchejünga.

  A paar moi san mia done g'saust.
z'Anfangs hod's mir schon no graust,
am End dann aber war i Spezialist
für Sondermüll und andern Mist.
Soweit war alles wunderbar,
nur dass hoid Geburtstag war
und die Gäste scho im Gart'n
auf den Jubilar längst warten.
Saibst da Mama kam ned in den Sinn,
dass i jetzt bei de Odlfahrer bin.

  Und so kam der brave Bua
erst nach seiner allerletzten Fuhr
vui vui z'spat zu seina Feia.
Da Heia hod des ziemlich g'stunga,
se hod glei koan Saft mehr drunga.
Da Hopfei woit von mia sofort wissen:
"wia weit ko de Pumpn pissen?"
Und da Gerlei moant glei scho:
"Irgendwia riachts hier nach Klo".
Doch d'Mama hod nur gsogt,
und do war's Konsequent:

  Lieabs Dummal, mei Kloana,
des war fei ned schlau
wia konnst du heid odeln
du stinkst wia a Sau.
Jetz ab in de Bodwann
do werst eingeweicht
bis se dei Blädsinn
und da Gstank wieda schleicht.

  Ar anders moi, i ko me no entsinna
stands um me no weitaus schlimma.
Auf'm Schuiweg is ma des passiert,
mia san durchs Dorf nach haus marschiert
da Fritz, da Dressler und hoid i
und mei, der Automat war scho längst hi,
ois mia, dank der zabrochan Scheim ganz gwitzt,
a Maoam ham rausstibitzt.
Mia ham uns gar nix dabei denkt, nur:
Saibaschuid wer an kaputten Automat
so an sei Hauswand donehängt.

  Zufrieden bin i weidazogn
und am End, in d'Fichtenstrassen einebogn.
Mei hob' I gschaut, da siasse Zuckaschlecker.
Do stand a scho der Wuat-Rauschecker
und woit glatt meina Mama sogn,
i hätt' den Automat eigschlogn.
"I hob' em gseng, ja er wars gwies,
mit am Guattl in seim Gfries
des aus mei'm Automaten stammt,
und mit an Stecka hod er so lang eingegrammt,
bis dann de Scheim zabrocha ist.

  De Mama schaut eam zweifelnd o:
"Bist du dir sicha, guada Mo?
Zwar vasteah i scho dei G'schroa
doch mei Bua dad so wos niemois doa.
Des konn' ja gar ned anders sei,
sei Papa is doch bei der Polizei!"
Dann hod's me gfrogt: duas ehrlich sogn,
host du dem Mo sei Scheibm eigschlogn?

  "Mama, du woast, i machad nia an soichan Mist
da Papa is doch Polizist.
Zwar hob i scho des Guadl klaut,
doch ich hob ned de Scheibn eikaut.
Ois mia kemma san war de scho hi,
du glaabst ma doch, sonst schwörat i".
"Ghört host' eam jetzt, so sei des ar mei letztes Wort:
er war's ned, jetzt schleich de fort.
Des Guattl erstatt' i dir beim nächsten moi
wenn i bei dir mein Einkauf zoi.
Ja, so hod d'Mama mir vertraut
mir tiaf no in de Augen gschaut
und gsogt:

  Lieabs Dummal, mei Kloana,
des war fei ned recht
wia konnst du wos stain,
des is fei ganz schlecht.
A Unrecht, saibst a Kloans,
des nutzt ma ned aus
sonst wearst einezogn
und kommst nimma raus.

  Mei, so kannt ma jetz no weida doa,
noa oa Versal oder zwoa,
ar do kam raus:
d'Mama lasst de nia alloa.
Sie war immer für oan da
so beständig wie das Jahr
hod se des Beste von ihr geb'n
unaufdringlich bei de Leut',
und immer mit Beständigkeit.
Drum doan mia jetzt des Glas erheben
dankschön sag'n und lassen's leben:
3 mal hoch, Sie lebe hoch, hoch...

8.07.2020  ↑    



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