He, du Tropf!


He, du Tropf!
Ja du, mit deinem heilen Schein!
Heb' den Deckel ab vom Seelentopf
und sieh hinein!
Sieh die Seelensuppe, die da brodelt
und in wilden Wirbeln kreist,
die da gurgelt, röhrt, die schmerzverjodelt
dich in finst're Nächte reißt!

 
Bild: landscape-5363681_1280 (Quelle: pixabay.com)

Sieh den Strudel,
der den schwachen Willen lähmt,
der Wölfen gleich im Rudel
selbstbestimmt und ungezähmt
des Stromes ganzen Lauf bestimmt,
der den Seher tief beschämt
und ihm zu tiefst die Achtung nimmt.

 
Bild: profile-5253854_1280 (Quelle: pixabay.com)

Ja, leg schnell den Deckel wieder auf!
Viel schöner ist der Außenblick.
Was unten ist, darf nicht herauf!
Das Kind muss in das kalte Grab zurück
und darf verdammt noch mal nicht sein.
Wer wenig hat, riskiert kein Glück
und begnügt sich mit dem Schein!

 
Bild: woman-5408026_1280 (Quelle: pixabay.com)

He, du Tropf!
Ja, ich meine mich!
Wann siehst du endlich ehrlich hin
und erträgst dein Sündenich,
die Scham, die Angst, den Wüterich,
anstatt dich lächelnd weg zu sperren.
Sieh es ein! Unwahrheit macht widerlich.
Sie wird am bitt'ren Ende dich
in deine unerforschte Tiefe zerren.

 
Bild: night-5395836_640 (Quelle: pixabay.com)

19.01.2019  ↑    



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© WolfgangJohannesWelk ( wjw@reimquelle.de )

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