Es sprach der Punkt zu der Geraden: "Etwas mehr Pünktlichkeit könnte dir nicht schaden." "Zudem", ergänzte noch der Punkt, "sind wir beide sehr disjunkt." |
"Gleich wohin ich meinen Blick auch wende, bei dir findet sich kein Anfang noch ein Ende. Ich warte hier schon eine Ewigkeit, du aber, dehnst dich noch immer aus in Raum und Zeit." |
"Jetzt mal halblang!" meinte die Gerade. "Hast du dich nicht gleich einer fetten Made außerhalb der Dimensionen festgesetzt, durch die die Schwerkraft mich so schrecklich hetzt. |
Dein Anfang muss kein Ende finden, sich an keine Richtung binden, nicht die Finsternis des Alls durchdringen ständig auf der Hut, dass schwere Massen einen nicht verschlingen. |
Würdest du dich in die Raumzeit wagen, in erster Linie hörte ich dich klagen. Ich bring das nur mal auf den Punkt, gerade weil es zwischen uns beständig funkt." |
Da sprach der Punkt gelassen: "So kannst du das nicht fassen. Punktuell magst du ja richtig liegen, doch in der Raumzeit, wirst du die Kurve niemals kriegen. |
Dein Anfang kann sein Ende nicht erlangen. In dir selbst sind sie gefangen. Dein Streben nach dem unbedingten Sein schließt in Raum und Zeit dich ein." |
Ohne Punkt und Komma fuhr der Punkt nun weiter fort: "In erster Linie musst du lernen: dein Zielpunkt liegt auf keinem Ort schon gar nicht in den Sternen." |
"Vielmehr versuche alles Streben, Denken hin in deinen Mittelpunkt zu lenken. Sodann musst du dich entwichten und in dein Wesentliches dich verdichten." |
"Nur so wird es dir gelingen, dich geradewegs auf deinen Punkt zu bringen. Darin liegt dein wahres Wesen, erkennst du es, wirst du genesen." |
"Sieh mich an: Ich muss nichts mehr beweisen, weil ich in allem bin und webe. Im Urgrund darf ich mich erleben, weil ich nur ihn allein erstrebe." |
"Ja, Du kommst mir gerade recht mit deinen Klagen und Beschwerden – punktum: Der Herr ist größer als sein Knecht. Was ich schon bin, musst du noch werden." |
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