"Paul, schlag' den Ball blos weg!", schreit der Präfekt Ezelsbeck. "Schiaß'n hoit zur Seit'n raus! Mein Gott, Paul, wos steh' i aus! Laaf a bisserl schnaia vor und triff vielleicht a moi in's Tor!" |
So tobt er an der Seitenlinie. Ganz veretzelt ist die Miene, als das Semiteam, gut prepariert, vom Lehrersturm wird ausradiert. Nur Kollege Ströher sieht es gelassen und meint: "Du musst mehr autogen trainieren lassen." |
Die Niederlage geht dem Trainer an die Nieren. Wieso muss ihm gerade das passieren? Er hat noch niemals autogen trainiert. Zudem hat er allen bis zuletzt erklärt: "Bevor ein Semi auf dem Platz verliert stürzt er sich lieber in ein Schwert." |
Trotzdem sagt er: "Guad' g'macht Jungs und denkt's eich nix! De oid'n Lehrer san hoid Füchs! Des nächste Moi, da mach mas bessa, doch bis dahin, trainier'n mia wieda bis auf's Messa. Da Ströher meint: "Eins noch, Hans, das rat' ich dir, Doping geht fei ar mit Bier." |
Solche Methoden sind für'n Etzelsbeck und sein Gewissen viel zu keck. Er klopft da lieber jedem zart auf's Schulterblatt und sagt: "Jetzt esst's eich erst moi richtig satt. Dann schaugt de Woit glei wieda anders aus. Frau Straßer, wo bleibt denn da Festagsschmaus?!" |
Ja, in einer Tugend muss man sagen, wurd' Ezelsbeck noch nie geschlagen. Geduld wird von ihm derart zelebriert, dass dies' manchen Semi stark frustriert. Schließlich nagt es schon am innern Mann, wenn man den Präfekt nicht ärgern kann. |
Natürlich kann man mit gewissen Dingen, Herrn Ezelsbeck zum Schwingen bringen. Zum Beispiel hat man einen schlechten Lauf, heizt man ein und macht die Fenster dabei auf. Dann heißt es gleich: "Mann Gottes, mach des Fensta zua!" und: "Ausgangssperre kriagt da Bua." |
Denn bei Umweltsünden, weiß man doch, hat bei ihm der Spaß ein Loch. Schließlich hat er mächtig investiert und Nachhaltigkeit im Semi installiert. Er ist ein Vorbild ohne Fehl und Tadel, in die Arbeit fährt er mit dem Radel. |
Auch aus Elternsicht kann man nicht klagen. Er bedenkt sehr gründlich alle Fragen, die man halt so stellen kann über seinen Sohnemann. Die Antwort kommt dann ruhig, fast leis', so als gäb' er ein Geheimnis preis. |
"Aber na, des is scho so, dann wieda ned und sowieso. Des ko ma so ned direkt sog'n, do miasts an Buam scho saiba frog'n. Außerdem wenn man bedenkt, im Leb'n wird eim nix geschenkt." |
Ja, die Worte fließen spärlich. Trotzdem, das Gespräch ist ehrlich und nach einer halben Stunde errät man dann die frohe Kunde, dass der Filius im Grunde sehr in Ordnung sei, nur die Schule sei ihm einerlei. |
Aber man soll sich keine Sorgen machen, er kenne noch viel schlimm're Sachen. Da müsse man ihm schon vertrauen, es geht darum Beziehung aufzubauen. Das mache er und sei im Grund' das Beste vermittelt er mit jeder Geste. |
Als Eltern gibt man sich geschlagen. Was soll man gegen die Erfahrung sagen, die dieser Mann gesammelt hat in einem Leben das an Jahren satt? Man gibt sich noch die Hand recht eilig und denkt: "Der Etzelsbeck ist fast schon heilig." |
Doch dazu müsste er ein Wunder wirken, egal ob an Christen oder Türken. Auch an Semis wär' ein solches zugelassen, doch für die sind seine Wunder kaum zu fassen. Höchstens können sie an manchen Stunden ein blaues Wunder ihm bekunden. |
Ja, er wird schon fehlen hier im Seminar. Leut', wie er, sind ziemlich rar. 36 Jahr' im Dienst für soviel gute Sachen, für Menschen, die sonst womöglich Unsinn machen. 36 Jahre Zieh'n, Zerren, Formen, Kneten und vermutlich noch mehr Beten. |
Und fragst man einen Semi dann zuletzt, was er am Etzelsbeck so schätzt, dann sagt er frei und ungeniert: "Er hat uns immer respektiert, hat immer für uns mitgedacht. Er hat mich wertgeschätzt und durchgebracht." |
|