Ein Bettler stand vor meinem Tor, er klopfte lang und schwer. Ich trat aus meinem Haus hervor und fragte: "Was ist dein Begehr'?" |
"Lass mich ein mein guter Freund, ich will mich bei dir wärmen. Bin ein Bettler der gern streunt, ich hab' nicht viel zu lärmen." |
"Du scheinst mir ohne rechtes Ziel, bist nur ein schmutz'ger Vagabund. Ich habe meiner Freuden viel, was brauch' ich einen Straßenhund." |
"Freund, ich will dir gern versprechen, keine große Last zu sein. Ich trag schon selber mein Gebrechen. Doch bitte: Lass mich bei dir ein!" |
"Du Thor, keine Last willst du mir sein, du, der ganz vom Glück verlassen? Sieh dich an, dein mageres Gebein, dich kann man doch nur hassen." |
"Freund, du meinst, ich kann dir nicht viel geben. Vielleicht – doch oftmals trügt der Schein. Man kann mit wenig sehr gut leben, ich kenn' das Licht und fühl' die Pein." |
"Hinfort mit dir, du magerer Gesell! Was kann ich von dir wollen? Das Glück des Lebens flieht so schnell, werd's nicht bei dir verzollen." |
"Freund, so höre doch auf mich! Ich kann dich vieles lehren. Lass mich bitte nicht im Stich! Ach würd'st nur auf mich hören!" |
"Auf deinen Rat kann ich verzichten, mir scheint, du sprichst im Wahn. Willst vom Glücke mir berichten? Sieh dich doch nur selber an." |
"Bruder, sieh nicht auf das äußere Gebärden. Am Ende schmeckt's wie sau'rer Wein. Davon will doch keiner trunken werden. Komm schon Bruder, lass mich ein." |
"Jetzt ist aber wahrlich Schluss." Ich schloß die Tür voll Hohn und Spott. Der Bettler stand mit viel Verdruss und traurig ging der gute Gott. |