Jerusalem, du liegst im Schatten. Die Sonne lässt dich unerhört. Dein Kidrontal liegt ausgedörrt und aus dem Hinnon strömen Ratten ungezählt in Zion ein. |
Jerusalem, wie wankt dein Wall. Die Mauern liegen wild zerbrochen. Im Dünkel wird jäh eingestochen mit Meißel im Fanfarenschall selbst noch auf den losen Stein. |
Jerusalem, deinen Tempel füllen Flammen. Wut durchglüht ihn bitterrot. Im Heiligtum regiert der Tod und bereits in's Nikanortor rammen Lanzen sich im Loderschein. |
Jerusalem, geängstigt harren deine Streiter im Heldenvorhof zitternd aus. Stoß um Stoß zernagt das Haus und immer tiefer immer weiter mäht das Schwert im Menschenhain. |
Jerusalem, hilflos steigt dein Rauch zum Himmel. Nur ein wallend' Tuch schützt noch die hohe Kammer. Die Opferstätte trieft vor Blut und Jammer und aus dem wilden Kampfgewimmel dringt der Priester Schmerzensschrei. |
Jerusalem, so ganz vom Feind durchstellt, zerbrochen liegen Klinge dir und Schaft. Am Vorhang zerrt der Feind mit aller Kraft, um zu entweihen was zum Heil bestellt. Mit ihm grinst hämisch Bruder Kain. |
Jerusalem, vollkommen deiner selbst beraubt pocht rasend noch das Herz in deiner Hand. Verzweiflung taucht es in des Altars heil'gen Brand und noch bevor die Rotte siegend schnaubt, durchschlägt die Nacht ein heller Schein. |
Jerusalem, der Feind zerflieht im hellen Licht. Und eine Stimme dringt von innen her: "Nicht durch der Menschen Kraft und Heer, sondern im Geist, der wirkend spricht, darfst Zion, du, auf ewig sein." |